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Der Stein „Tot und lebendig“

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Wenn man den Kirchweg von Pürgg nach Wörschachwald emporwandert, kommt man an einem Felsblock vorbei, zu dem folgende schaurig-sagenhafte Geschichte festgehalten ist. 

Der Stein „Tot und lebendig“ Foto: Copula – stock.adobe.com

Vor vielen Jahren lebten in Wörschachwald auf benachbarten Höfen zwei Bauern, die Todfeinde waren. Einer beschuldigte den anderen, einen Grenzstein versetzt zu haben. Eines Winters schlug für einen der beiden die Sterbestunde und sein Eheweib, der Feindschaft müde, machte sich auf den Weg zum Nachbarn, hoffend, dass dies die rechte Gelegenheit wäre, den Streit ein für alle Mal zu beenden: „Weißt was, Nachbar“, gab sie ihm zu wissen, „der unselige Grenzstein soll bleiben, wo er ist, und von der alten Feindschaft wollen wir nimmer reden. Zum Zeichen, dass du damit einverstanden bist, erweise meinem Mann den letzten Dienst und bring ihn hinunter auf den Friedhof nach Pürgg.“

Weil der Tod auch einen dickschädligen Bauern versöhnlich zu stimmen vermag, sagte der Nachbar zu. Ein paar Tage darauf band er den Sarg auf einen Schlitten und machte sich auf den Weg. In einer Kurve verlor er jedoch die Herrschaft über das Gefährt und während er über eine Böschung geschleudert wurde, lockerten sich die Stricke, mit denen der Sarg festgebunden war. Die Totentruhe rutschte nach vorne und traf den Gestürzten mit voller Wucht im Genick, sodass er tot unter dem Sarg liegen blieb. „Jetzt können wir uns schon denken, wer den Grenzstein verrückt hat“, flüsterten die Leute, „umsonst hat der Tote nicht den Lebendigen erschlagen.“ 

LBN-WOHIN
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