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Die Schusterstör

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Dieses Mal berichtet der 85-jährige Stefan Berger, aufgewachsen in Wörschachwald, heute wohnhaft in Liezen, von der Schusterstör in den 1950ern in seinem Heimatort. Als „Stör“ wird die Arbeit eines Handwerkers im Haus des Kunden bezeichnet.

Die Schusterstör Foto: Copula – stock.adobe.com

„Bei der Stör war es üblich, dass der Handwerker für mehrere Tage, ja sogar bis zu drei Wochen, auf einem Hof gearbeitet und auch dort übernachtet hat“, erzählt Berger. In Wörschachwald seien bis 1952 Schneider und Schuster bei den Bauern zur Stör eingeladen gewesen. Speziell zur Schusterstör könne er einiges berichten, weil er selbst mit seinem Vater, der Schuhmacher war, als Lehrling zwei Jahre mit auf die Stör gegangen sei.

„Mein Vater ging liebend gern auf die Stör. Erstens gab es bei den Bauern meist gutes Essen, was in der Kriegs- und Nachkriegszeit sehr von Vorteil war, und zweitens hat er gerne Geschichten erzählt, besonders Geistergeschichten, auf die die Kinder besonders neugierig waren. Schon am ersten Tag auf einem Hof sind die Kinder gekommen und haben gebettelt, ob er am Abend wieder ein paar Geistergeschichten erzählt.“

Einen Schuster zur Stör aufgenommen hätten aber nicht alle Bauern, so der 85-Jährige. Meist seien es kinderreiche Bauern gewesen, bei denen viele weitere Leute am Hof gelebt hätten, Mägde und Knechte, denen einmal im Jahr neue Schuhe zugestanden hätten. Das Leder dafür sei vom eigenen Vieh gekommen, alles Übrige habe der Schuhmacher mitgebracht.

„Der Arbeitstag“, erinnert sich Berger an die Stör zurück, „begann um sechs Uhr in der Früh und endete um 18 Uhr am Abend.“ Die Mittagspause habe höchstens 20 Minuten gedauert. „Von den fast zwölf Stunden Arbeitszeit wurden dem Bauern nur zehn verrechnet, die restliche Zeit war die Gegenleistung für das meist sehr gute Essen.“

LBN-WOHIN
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