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Tod dreier Volksschulkinder

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Vor über 80 Jahren ertranken am Heimweg von einem Wandertag drei Volksschulkinder aus Stainach in der Enns. Ein Unfall, der trotz seiner großen Tragik nirgends verzeichnet wurde. Am Unglücksort erinnert ein Marterl an das Ereignis.

Tod dreier Volksschulkinder Foto: Copula – stock.adobe.com

Am 8. Juni 1938 fand an der Volksschule Stainach ein Wandertag statt. Am Rückweg erlaubte der Klassenlehrer jenen Schülern, die am Bahnhof wohnten, alleine heimzugehen. Drei Buben, die Brüder Leopold und Ludwig Schütter, sechs und acht Jahre alt, und deren Freund Eduard Lang, acht Jahre alt, gingen aber nicht nach Hause, sondern spielten an der hochwasserführenden Enns mit einem Baumstamm. Als dieser plötzlich von der starken Strömung erfasst wurde, riss er auch die Buben mit. Die drei ertranken im Fluss, zusehende Freunde konnten ihnen nicht mehr helfen.

Ein tragischer Unfall, der beinahe in Vergessenheit geraten wäre, hätte nicht Maximilian Stiegler von der Berg- und Naturwacht Stainach/Wörschach vor einigen Jahren am Ufer der Enns eine stark verwitterte Blechtafel eines Marterls mit den Namen der verunglückten Kinder gefunden. Sein Versuch, genauere Informationen darüber zu erhalten, stellte sich jedoch als äußerst schwierig heraus. In der Schulchronik fand sich für den Unglückstag lediglich ein ganzseitiger Bericht über eine nationalsozialistische Veranstaltung zu Ehren des Führers in Schladming und auch im Polizeiarchiv war nichts über den Vorfall vermerkt. Erst ein Zeitzeuge und Mitschüler der beiden älteren Buben – Hubert Kolb – konnte Stiegler detailliertere Auskunft geben.

Warum nirgendwo auch nur eine Zeile über das Unglück vermerkt ist, erklärt sich folgendermaßen: Im Juni 1938 war auch in Stainach die NS-Zeit in voller Blüte und fast alle Lehrer samt dem Schulleiter waren Parteimitglieder. Die Eltern der verunglückten Kinder aber waren keine Parteimitglieder, sondern Eisenbahner – und damit vermutlich Sozialisten. Sie wurden deshalb von den Nazis angefeindet. Man sei damals froh gewesen, erfuhr Stiegler, dass es „drei rote Bangert“ weniger gegeben habe. Die Mütter der Kinder aber wurden schwer depressiv.

Maximilian Stiegler erschütterte diese traurige Geschichte so, dass er sich schwor, den Tod der drei Kinder nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. 2017 wurde auf seine Initiative hin von der Berg- und Naturwacht Stainach/Wörschach das Marterl an der Enns, das an das tragische Unglück erinnert, saniert.

LBN-WOHIN
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