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Wenn das Leben schwierig wird – Eine Kolumne des Psychosozialen Netzwerks Liezen

Leon ist ein ruhiger, eher introvertierter Jugendlicher, der die 9. Klasse eines Gymnasiums besucht. Seit einiger Zeit fühlt er sich in seiner Klasse zunehmend ausgeschlossen. Während andere Schüler sich in Gruppen organisieren, lachen und sich über gemeinsame Aktivitäten austauschen, steht Leon meist abseits.

Wenn das Leben schwierig wird – Eine Kolumne des Psychosozialen Netzwerks Liezen Bilder LBN-Collage: Jodie, Maryna - stock.adobe.com

Er hat das Gefühl, nicht dazuzugehören und nicht verstanden zu werden. Besonders die ständigen Witze über seine Kleidung treffen ihn. Leon beginnt sich immer mehr zurückzuziehen. In der Schule wirkt er still, beteiligt sich kaum noch am Unterricht, vermeidet den Blickkontakt. Er verbringt die Pausen allein und antwortet auf Nachfragen mit kurzen, knappen Sätzen. Zu Hause zieht er sich in sein Zimmer zurück, spielt keine Musik mehr, hat keinen Appetit und schläft schlecht. Seine Eltern bemerken, dass Leon traurig wirkt, öfter gereizt reagiert und zunehmend motivationslos ist. Auch seine schulischen Leistungen verschlechtern sich.

Nach einigen Wochen äußert Leon gegenüber seiner Mutter zum ersten Mal, dass er manchmal das Gefühl habe, „alles sei sinnlos“ und er wolle „einfach nur verschwinden.“ Die Mutter reagiert besorgt und sucht mit Leon gemeinsam Hilfe in der psychosozialen Beratungsstelle. Leon ist zuerst wenig begeistert von der Idee seiner Mutter, lässt sich dann aber darauf ein, es zumindest einmal zu probieren. In der Beratungsstelle beginnt Leon im Gespräch mit einem Psychotherapeuten verhalten zu erzählen. Er merkt: hier wird er ernst genommen, seine Gefühle werden nicht heruntergespielt! Leon entscheidet sich, weitere Termine in Anspruch zu nehmen. In der Therapie lernt er zunehmend, negative Gedankenmuster zu erkennen und zu verändern.

Parallel beginnt die Schulsozialarbeiterin mit ihm in Einzelgesprächen an seinem Selbstwert und an konkreten Strategien im Umgang mit Mitschülern zu arbeiten. Nach einigen Monaten verbessert sich Leons Zustand deutlich. Er lächelt wieder öfter, ist im Unterricht aktiver und hat Anschluss in einer Gruppe gefunden. Die depressiven Gedanken treten seltener auf. Er hat gelernt, Hilfe anzunehmen, über seine Gefühle zu sprechen und sich nicht mehr allein zu fühlen. 
(Handlung und Namen sind erfunden)

 

Statement: Wir haben uns entschieden, diese Fallgeschichte zu nutzen, um anlässlich der Ereignisse in Graz für psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen zu sensibilisieren und Hilfsangebote in Erinnerung zu rufen. Leons Geschichte zeigt, wie wichtig es ist, psychische Veränderungen bei Jugendlichen ernst zu nehmen, rechtzeitig Hilfe zu suchen und das soziale Umfeld – insbesondere Schule und Familie – in die Unterstützung einzubeziehen. Frühe Intervention, Empathie und passende Angebote können entscheidend sein, um Jugendlichen aus der Isolation und zu mehr Wohlbefinden zu verhelfen.

 

Was kann ich sagen, wenn mich mein Kind auf die aktuellen Ereignisse anspricht?

- Zeit und Ruhe: Wichtig ist, dass solche Gespräche in ruhiger Atmosphäre stattfinden, damit die Kinder und Jugendlichen Zeit haben, nachzufragen.
- Fakten erklären: Achten Sie auf eine altersgerechte Aufklärung. Ereignisse weder verharmlosen noch katastrophisieren. Je jünger die Kinder, desto weniger Details und Bilder. Gerade im Vorschulalter (ca. 3-6 Jahren) reicht es oft aus, zu sagen, dass etwas sehr Trauriges passiert, aber viele sich nun um Sicherheit kümmern, z. B. Polizei, Rettung. Manchmal können nicht alle Fragen beantwortet werden. Auch das ist okay!
- Alle Gefühle sind erlaubt: Egal wie ihr Kind reagiert: alle Gefühle sind erlaubt! Zeigen Sie Verständnis und geben sie Raum, Gefühle auszudrücken. Sollte ihr Kind „Gleichgültigkeit“ ausdrücken z. B. „Ist mir egal!“, bedeutet das häufig auch Schutz vor emotionaler Überflutung. Verstärken Sie Ängste hier nicht, sondern nehmen Sie an, was kommt.

Kontaktdaten Homebase:
Psychosoziale Beratungsstelle für Kinder und Jugendliche,
Tel. 03612/26 111



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