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Wenn das Leben schwierig wird – Eine Kolumne des Psychosozialen Netzwerks Liezen

Um Punkt 8:30 Uhr steht Jana M. vor der Tür der sozialpsychiatrischen Tagesstätte „Treffpunkt“. Für viele Menschen mag es ein gewöhnlicher Morgen sein – für Jana ist das nicht selbstverständlich!

Wenn das Leben schwierig wird – Eine Kolumne des Psychosozialen Netzwerks Liezen Bild: Jack - stock.adobe.com

Foto TS Werkstaette Schwemmholz8Die 44-Jährige leidet seit zwei Jahren an einer rezidivierenden depressiven Störung. Nach mehreren Klinikaufenthalten und dem Abbruch mehrerer Anläufe zur beruflichen Wiedereingliederung ist der „Treffpunkt“ zu einem Anker in ihrem Leben geworden.
„Es ist der erste Ort seit langem, an dem ich mich nicht falsch fühle“, sagt Jana leise, als sie ihren Stuhl im Gruppenraum zurechtrückt. Die anderen TeilnehmerInnen begrüßen sich freundlich. Gemeinsam werden die Aufgaben für den Tag verteilt: Küche, Werkstätte, …
Tagesstruktur – das klingt nüchtern, beinahe technokratisch. Doch für Menschen wie Jana ist sie der Schlüssel zur Stabilität. Der Vormittag gehört heute der Kreativität. Im Erdgeschoß arbeitet Jana gemeinsam mit anderen TeilnehmerInnen an Dekoartikeln aus Schwemmholz, die anschließend verkauft werden. „Zu sehen, wie die eigenen Hände etwas Schönes erschaffen, stärkt das Selbstbewusstsein“, so der Einrichtungsleiter der Tagesstruktur. Nach getaner Arbeit geht es zum gemeinsamen Mittagessen. Heute gibt es Schnitzel. Jana hilft beim Decken des Tisches, spricht ein paar Worte mit einem neuen Teilnehmer. Früher hätte sie sich in eine Ecke gesetzt, heute nimmt sie aktiv teil am Geschehen. Kleine Schritte – mit großer Wirkung.
Am Nachmittag steht Gruppe auf dem Plan. Heute geht es um das Thema Umgang mit digitalen Medien. Besprochen werden Chancen und Risiken und mögliche Auswirkungen auf die psychische Gesundheit. Um 16:30 Uhr endet der Tag im „Treffpunkt“. Jana verabschiedet sich von der Gruppe, schultert ihren Rucksack und macht sich auf den Heimweg. Ein Tag mit Struktur, Begegnung, einem Lächeln. Ein ganz normaler Tag für viele– für Jana ein kostbares Stück Lebensqualität. ◻
(Handlung und Namen sind erfunden)

Sozialpsychiatrische Tagesstruktur „Treffpunkt“

Foto TS Werkstaette95 Fragen an den Einrichtungsleiter Harald Pilz:

Wie viele Klienten werden derzeit wöchentlich betreut?
Aktuell betreuen wir 32 Personen.

Für wen ist eine sozialpsychiatrische Tagesstruktur gedacht?
Wir sind für Menschen mit psychischen Problemen und psychischen Erkrankungen ab dem 18. Lebensjahr da.
Wir bieten Hilfe und Unterstützung bei der Alltagsbewältigung.

Was „bringt“ der Besuch einer Tagesstruktur für die Klienten?
Begegnungen mit anderen Menschen, hierzu gehört der Austausch mit Personen, die selbst betroffen sind. Selbstvertrauen gewinnen und den Alltag (wieder) selbst gestalten. Beschäftigung, Stabilität und Struktur im Leben (nach kritischen Lebensphasen). Durch unsere Unterstützung sollen Sie ihre Erkrankung besser bewältigen können.

Was ist das Spannende an der Arbeit in diesem Bereich?
Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen und Lebensphasen bei der Bewältigung ihrer Erkrankung zu unterstützen und zu begleiten.

Wie komme ich dorthin, wenn ich mich dafür interessiere?
Die Kontaktaufnahme kann persönlich, durch Angehörige, Krankenanstalten oder durch andere psychosoziale Institutionen, intern (Beratungszentrum, mobile sozialpsychiatrische Betreuung etc.) erfolgen. Nach dem Kennenlernen der Einrichtung können Besuchstage vereinbart werden. Wir unterstützen bei der Antragsstellung.

 

KONTAKT:
Psychosoziale Beratungsstellen für Erwachsene

Fronleichnamsweg 15, 8940 Liezen
Poststraße 700, 8962 Gröbming
Terminvergabe: 0800/311 63 36
Mo, Di, Do, Fr 9:00-16:00 Uhr, Mi 8:00-18:00 Uhr

 

Fotos: PSN

 

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