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Degressives Arbeitslosengeld: Grundsätzlich sind alle dafür

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Arbeitsminister Martin Kocher bastelt an der Reform der Arbeitslosenversicherung. Heißestes Eisen dabei: das degressive Arbeitslosengeld. Wir haben bei der Wirtschafts- und Arbeiterkammer sowie beim Arbeitsmarktservice im Bezirk nachgefragt, wie man das Vorhaben beurteilt.

Degressives Arbeitslosengeld: Grundsätzlich sind alle dafür Foto: AMS/Fotostudio B&G

Ein degressives Arbeitslosengeld zeichnet sich durch höhere anfängliche Zahlungen aus, mit zunehmender Dauer der Beschäftigungslosigkeit kommt es jedoch zur Leistungsreduktion. So soll einerseits unmittelbar nach einem Jobverlust ein finanzieller Absturz verhindert werden, andererseits Menschen zum rascheren Wiedereinstieg in die Erwerbstätigkeit bewogen werden.

WK begrüßt Vorhaben

Positiv beurteilt Christian Hollinger, der Leiter der Wirtschaftskammer-Regionalstelle Ennstal-Salzkammergut, das Vorhaben: „In der Region haben wir nach wie vor einen hohen Bedarf an Arbeitskräften, die mit den heimischen Arbeitslosen aus unterschiedlichen Gründen nicht abdeckbar sind. Die Mobilitätsbereitschaft innerhalb von Österreich muss steigen. Daher begrüßen wir die Pläne des Arbeitsministers, das Arbeitslosengeld degressiv anzulegen, um mehr Bewegung und Arbeitsbereitschaft in den österreichischen Arbeitsmarkt zu bringen.“

»Arbeit muss sich lohnen und nicht die Arbeitslosigkeit!«

Christian Hollinger,
Leiter WK-Regionalstelle Ennstal-Salzkammergut

AK mit eigenem Modell

Die Pläne Kochers seien in der Tat ein „heißes Eisen“ und würden natürlich auch in der Arbeiterkammer diskutiert werden, bestätigt Petra Kupfner, die Leiterin der Außenstelle Liezen. Für genauere Auskünfte verweist sie auf Werner Anzenberger, den Leiter des Bereichs Soziales in der steirischen Arbeiterkammer. „Unsere Position ist relativ klar“, sagt dieser. „Ja zum degressiven Arbeitslosengeld, es müssen Beschäftigungsanreize geschaffen werden.“ Es dürfe aber nicht der einzige Anreiz sein, fügt er hinzu. Und: „Die Mindestgrenzen dürfen nicht angerührt werden!“

Die Arbeiterkammer, so Anzenberger, plädiere für ein 52-Wochen-Modell für alle, bei dem man in den ersten drei Monaten 75 Prozent vom letzten Nettoverdienst erhalte, in den darauffolgenden sechs Monaten 65 und in den letzten drei 60 Prozent. Die Notstandshilfe solle sodann 55 Prozent, was derzeit dem Arbeitslosengeld entspricht, betragen. „Unser Modell wäre zwar mit Mehrkosten verbunden“, räumt er ein, „würde allerdings auch den Konsum anregen und so Impulse für die Wirtschaft mit sich bringen. Im Endeffekt wäre es ein Nullsummenspiel.“

AMS: Nicht nur, sondern auch

Helge Röder, der Leiter des Arbeitsmarktservice Liezen, begrüßt die Diskussion rund um ein degressives Arbeitslosengeld grundsätzlich, es müssten aber auch noch andere Anreize zur Arbeitsaufnahme geschaffen werden, z. B. betreffend Zuverdienstgrenzen. Röder weist außerdem darauf hin, dass die Absicherung von Arbeitslosen für die gesellschaftliche Stabilität von großer Wichtigkeit und eine Errungenschaft unseres Sozialsystems sei. „Wie schnell jemand unverschuldet seinen Job verlieren kann, haben wir in den letzten zwei Jahren im Zuge der Coronapandemie erlebt.“

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