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Der Stein der Götter aus dem Sölktal

Bereits seit der Römerzeit wird im Sölktal eines der edelsten Marmorgesteine weltweit abgebaut. Die Entstehungsgeschichte des Sölker Marmors reicht über 380 Millionen Jahre zurück. Um 1958 wurde ein Steinbruchgewerbe erteilt. Seit 1982 ist die Familie Scheffer alleiniger Betreiber der Steinbrüche. Der Abbau erfolgt auf mehreren Etagen in einer Seehöhe von 1200–1400 Meter.

Der Stein der Götter aus dem Sölktal Foto: Sölker Marmor

Arbeiten im Steinbruch Reith  in den 1950er- und -60er-Jahren Arbeiten im Steinbruch Reith in den 1950er- und -60er-Jahren Der edle Sölker Marmor verdankt seine Existenz Sedimentablagerungen im Urmeer. Beim Aufschieben der Landflächen wurden diese Schichten auf eine Tiefe von ca. 15.000 Meter in das Erdinnere geschoben. Der enorme Druck hat den Kalkstein zu Marmor umgewandelt. Diese Marmorschichten gelangten dann in Jahrmillionen wieder an die Oberfläche. Bei der Entstehung der Alpen kam es zu einer weiteren Metamorphose, denn der nördliche Teil der Alpen (Dachsteinmassiv) wurde über den Marmor geschoben. Somit ist der Sölker Marmor um eine Erdepoche älter als seine jüngeren Verwandten im Süden, was der Grund für seine extreme Dichte und Härte ist. Sölker Marmor hat eine hochkristalline Struktur, ist abriebfest, frost- und tausalzbeständig. Der „Stein der Götter“ aus dem steirischen Ennstal schimmert in Weiß, Rosé, Grün und Grau. Oder in allen Nuancen gleichzeitig.

Abbau mit Diamantwerkzeugen

Soelker Marmor 3Die enorme Härte des Marmors macht den Abbau äußerst schwierig sowie zeit- und kostenaufwendig. Ursprünglich erfolgte der Abbau durch Bohren und Sprengen. Dabei wurden an der Sohle der Felswände Löcher gebohrt und abgesprengt. Große Gesteinsmassen stürzten herab und wurden weiterverarbeitet. Erst 1986 kam eine neuartige Technologie zum Einsatz: das Schneiden mittels einer Diamantseilsäge. 12 Mitarbeiter sorgen heute für Abbau und Verarbeitung. Schnittflächen von 250 m² sind keine Seltenheit, dabei werden Massen von über 2.000 Tonnen bewegt. Weltweit gibt es nur wenige Steinbrüche, die mit so harten Werkzeugen arbeiten müssen. Der Verschleiß an Diamantwerkzeugen ist enorm.

2.200 Marmorplatten für Stiftsbibliothek

Durch einen der ältesten Alpenübergänge über den Sölkpass stießen schon die Römer auf das edle Material. Am Radstädter Tauern wurden zwei Meilensteine aus dieser Zeit gefunden, die heute noch, nach ca. 1.700 Jahren, gut erhalten sind. Urkundliche Erwähnungen betreffend Marmorarbeiten und Lieferungen gibt es aus dem Jahre 1717 für den Bau des Altarraums der Stiftskirche Spital am Pyhrn sowie 1770– 1775 für die Pflasterung des weltberühmten Bibliothekssaals im Stift Admont. Aus Aufzeichnungen geht hervor, dass für einen Betrag von 275 Gulden 2.200 Stück Marmorplatten angeschafft und nach Admont transportiert wurden. Einer der ersten gewerblichen Betreiber des Steinbruchs war in den Jahren 1936 bis 1938 der 1911 geborene Andreas Deisl aus Adnet.

Denkmal bis Gesundheitsliege

Die Einsatzmöglichkeiten des Urzeitgesteins sind schier grenzenlos. Am ursprünglichsten wirkt der Marmor als Alpinstein oder als Spaltfelsen. Grabdenkmälern verleihen sie eine besondere Form und eignen sich auch perfekt als Gestaltungselemente in Gärten. Besonders spannend wird es, wenn Steinmetze und Künstler Hand anlegen. Doch Sölker Marmor gibt es auch ganz klein. Die Körnungen und Mehle, dies aus ihm gewonnen werden, sind wegen ihrer spezifischen Eigenschaften und wegen des hohen Weißgrades äußerst beliebt. Böden, Wände, Treppen, Fassaden, Fensterbänke, Tische, Fliesen, Intarsien – es gibt keinen Platz, wo der hell schimmernde Stein keine gute Figur macht. Das einzigartige Gestein ist dabei durchaus erschwinglich. Ab 3.000 bis 5.000 Euro Materialwert verleiht das edle Urgestein jedem Bad einen Hauch von Luxus.

Die Anwendungsmöglichkeiten für Sölker Marmor sind vielfältig. Prominente Orte für seine Verwendung sind das  Stift Admont oder die Stadt Klagenfurt, in der der Kiki Kolgelnik Brunnen seit 1997 das Stadtbild ziert. (Fotos: Sölker Marmor)

Wärme, die unter die Haut geht

Ein über Jahrzehnte bewährtes System der Sonderklasse ist die Verwendung von Sölker Marmor als Heizelement. Einzigartig in der Wärmeabgabe zählen diese Heizungen zu den wirtschaftlichsten aller Systeme. Die Tiefenwärme überträgt gesunde Strahlungsenergie, die bewiesenermaßen zu einer positiven Resonanz im Körper führt. Unter Mitarbeit von Ärzten wurde die Sölker-Marmor-Gesundheitsliege entwickelt. Speziell bei rheumatischen Beschwerden oder Problemen im Gelenks- und Wirbelsäulenbereich gibt es enorme Erfolge. Besonders eindrucksvoll kommt das einmalige Farbenspiel des Marmors bei hinterleuchteten Wänden zum Ausdruck. Der Anblick von hinten beleuchteten Marmorwänden wirkt zum Beispiel in einer der größten Thermen Tokios und in der Therme in Altenmarkt harmonisierend und beruhigend auf die Besucher. ◻

Text: Christian König
Fotos: Sölker Marmor

 

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