Forschung und Bildung gestalten die Zukunft
- Autor/in: Liezener Bezirksnachrichten GmbH
Raumberg-Gumpenstein – ein klingender Name für alle, die sich mit Landwirtschaft, Forschung und Bildung im alpinen Raum beschäftigen. Doch hinter dem traditionsreichen Namen steht eine Einrichtung, die längst zu einem modernen Zentrum für Innovation geworden ist.
Mehr als Unterricht laut Stundenplan. Die Jugendlichen in Raumberg Gumpenstein werden in vielfältiger Weise in die Forschung eingebunden. (Foto: Simone Attisan) Die Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt (HBLFA) verbindet wissenschaftliche Exzellenz mit praxisnaher Ausbildung – und das unter einem Dach. Über 410 Jugendliche aus ganz Österreich besuchen derzeit die HBLFA Raumberg-Gumpenstein. Wer hier lernt, bekommt mehr als nur den Unterricht laut Stundenplan. „Unsere Schülerinnen und Schüler profitieren von einem optimalen Lernumfeld und auch von der Nähe zur Forschung“, sagt Direktor Dr. Johann Gasteiner. „Sie erleben hautnah, wie Wissen entsteht – und wie es zur Lösung aktueller Herausforderungen beiträgt.“ Tatsächlich sind die Jugendlichen in vielfältiger Weise in die Forschung eingebunden. Bei Science Days, bei Fachtagungen, in Praxisstunden oder auch im Rahmen ihrer eigenen Diplomarbeiten erhalten die Auszubildenden Einblicke, die weit über klassische Schulbildung hinausgehen. „Diese enge Verbindung zwischen Forschung und Lehre und auch der hohe Praxisbezug unserer wissenschaftlichen Projekte sind echte Alleinstellungsmerkmale“, betont Dr. Andreas Steinwidder, Leiter für Forschung und Innovation.
Von Biodiversität bis Digitalisierung
Die einzigartige ClimGrass-Anlage simuliert den Klimawandel, wodurch umfangreiche Auswirkungen abgeschätzt werden können. (Foto: Simone Attisani) Die Themen, die an der HBLFA bearbeitet werden, reichen von der Klimawandelanpassung über Tierwohl, Bio-Landwirtschaft, Biodiversität, Lebensmittelqualität bis zur Kreislaufwirtschaft. Besonders gefragt sind auch digitale Lösungen – etwa die einzigartigen Ergebnisse aus dem SatGrass Projekt. Unter der Leitung von Dr. Andreas Schaumberger und DI Andreas Klingler wird derzeit, unter Beteiligung der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), eine App finalisiert. Damit können zukünftig Bäuerinnen und Bauern tagesaktuell die Futterqualität und den Ertrag auf Wiesen feststellen und mit Hilfe von Wetterprognosen sogar einige Tage in die Zukunft schauen. Vorgestellt wird dieses Tool im Rahmen einer internationalen Tagung im kommenden März – natürlich in Raumberg-Gumpenstein. Auch der emissionsarme Tierwohlstall, der 2024 auf der AgroTier-Messe in Wels ausgezeichnet wurde, ist ein aktuelles Highlight. Ein weiteres Beispiel: Das Farmlife-Tool hilft bäuerlichen Betrieben, ihre Ökoeffizienz zu bewerten und zu verbessern. Spannend ist auch der Blick auf Projekte wie ClimSchool, das junge Menschen gezielt in Klimaforschung und Umweltprojekte einbindet. Das Young Science-Gütesiegel, das der Schule verliehen wurde, bestätigt den innovativen Bildungsansatz.
Landwirtschaft von morgen – hier wird sie erforscht
Digitalisierung für eine nachhaltige Landwirtschaft (Foto: Raumberg-Gumpenstein)Mit über 80 laufenden Projekten ist Raumberg-Gumpenstein eine der bedeutendsten landwirtschaftlichen Forschungseinrichtungen in Österreich. Auf Versuchsbetrieben, in modernen Ställen oder auch mit Hilfe von KI werden Erkenntnisse gewonnen, die direkt in die Praxis übergehen. Dass dieses Wissen auch tatsächlich bei Landwirtinnen und Landwirten sowie bei der Jugend ankommt, darauf wird in Raumberg-Gumpenstein besonderer Wert gelegt. Auch der hauseigene Podcast – „Agrar Science – Wissen kompakt“ – trägt dazu bei, wissenschaftliche Themen verständlich aufzubereiten.
Ein Ort zum Wachsen
Der Speisesaal der Schule (Foto: Raumberg-Gumpenstein)Wer durch Raumberg-Gumpenstein geht, merkt: Hier wird nicht nur geforscht, hier wird gelebt. Der Ort ist zugleich Schule, Campus, Forschungslabor und ein Stück Heimat auf Zeit. Jugendliche aus allen Bundesländern wohnen hier, lernen voneinander, wachsen aneinander. Sie nehmen nicht nur Wissen mit, sondern auch Freundschaften, Netzwerke und das Bewusstsein, Teil von etwas Größerem zu sein. Direktor Gasteiner bringt es auf den Punkt: „Unsere Bildungs- und Forschungseinheit ist nicht nur ein Ort des Lernens, sondern ein Ort des Wachsens – fachlich, persönlich und im Sinne eines verantwortungsvollen Handelns.“ Das klingt nach Pathos, ist aber gelebte Realität. Denn in Raumberg-Gumpenstein sind Forschung und Bildung nicht zwei getrennte Welten. Sie sind die zwei Seiten derselben Medaille.