Handwerk mit mit jeder Menge Heavy Metal
- Autor/in: Christian König
-
Geschätzte Lesezeit: 2 - 4 Minuten
Für sein Handwerk ist Michael Schweiger Feuer und Flamme. 2023 hat der Schmied in vierter Generation den Betrieb von Vater Johann in Donnersbach übernommen. Beim Betreten der Werkstatt wird schnell klar, dass das Traditionsunternehmen, das bei vielen nur für das Schmieden der berühmten Kirchenglocken-Klöppel bekannt ist, noch weit mehr Eisen im Feuer hat.
Die Kunstschmiede Schweiger wurde von Vater Johann im Vorjahr an Sohn Michael übergeben, der die Tradition mit Ehrgeiz und Leidenschaft fortführt. Somit bleibt auch der Klang der Kirchenglocken weltweit gesichert. (Foto: König)Die Verarbeitung von Metallen ist eine der wichtigsten Kulturleistungen des Menschen. Über Generationen hinweg wurde das Geheimnis der Metallverarbeitung gewahrt und in Familien weitergegeben. Noch bis in das 20. Jahrhundert hinein gehörte zu jedem Dorf ein Schmied. Ein Alleskönner, der vom Hufeisen bis zum Werkzeug jegliches Metall in Form brachte. Heute beherrschen nur noch wenige diese Handwerkskunst, einer davon ist Michael Schweiger aus Donnersbach. An einem nebligen März-Morgen treffen wir ihn zum Interview. Während man aus der Werkstatt bereits ein rhythmisches Hämmern hört, wird beim Näherkommen auch das Rauschen des Moseralmbachs hinter der Werkstatt immer lauter. Es hat etwas Märchenhaftes hier, an diesem verschlafenen Winkel im Donnersbachtal, wo rohe Kraft auf handwerkliche Präzision und Kreativität trifft. Trotz der körperlichen Anstrengung, die mit dieser Arbeit verbunden ist, strahlt Michael schon bei der Begrüßung ruhige Entschlossenheit und Leidenschaft aus, die den Raum mit einer inspirierenden Aura erfüllen.
Junger Meister, alte Tradition
Eigentlich hat Michael die Lehre zum Schlosser absolviert, genauer genommen zum Metallbearbeitungstechniker. 2017 hat er dann im Beruf Schmiede und Fahrzeugbau die Meisterprüfung abgelegt. Schon seit jeher brennt eine Leidenschaft für das Schmieden in dem Donnersbacher. Die väterliche Werkstatt ist ihm schließlich seit Kindertagen gut vertraut. Der Geruch von Steinkohle, der Klang des Hammers, wenn er auf das Werkstück trifft, das Zischen und der aufsteigende Wasserdampf, wenn ein glühendes Eisen ins Wasser getaucht wird, genau hier ist der junge Meister in seinem Element. Schon während seiner Lehrzeit war ihm klar, dass er den Betrieb gerne einmal übernehmen möchte. 2011 gewann er beim Bundeslehrlingswettbewerb der Metalltechniker in der Sparte Schmiedetechnik den ersten Platz mit einem selbstgeschmiedeten Weinständer. 2015, als Team, dann den dritten Platz bei der Schmiedeweltmeisterschaft in Italien. Schon der Urgroßvater war ein Huf- und Wagenschmied, von ihm wurde das Handwerk weitergereicht. „Der Opa hat den Betrieb übernommen“, erzählt Michael aus der Familiengeschichte. „1993 gründete mein Vater dann in einer ehemaligen Lodenwalkerei in Donnersbach den heutigen Kunstschmiedebetrieb.“ Wir fragen nach den Eigenschaften, die man mitbringen müsse, um ein guter Kunstschmied zu sein: „Augenmaß und Ästhetik“, sagt uns der Schmiedemeister, denn das sei beim Freihandschmieden, das 2022 von der UNESCO zum immateriellen Kulturerbe aufgenommen wurde, ausschlaggebend.
Von Donnersbach bis Texas
Hier entsteht der neue Glockenklöppel für die Kirche in Burgau im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld. (Foto: König)Indem er sich zutraute, das „heiße Eisen“ der Glockenklöppel-Erzeugung anzugreifen, sorgte Schweiger sen. ab 2001 für einen erhöhten Bekanntheitsgrad des Unternehmens, der bis heute weit über die Grenzen Österreichs hinaus geht. Noch heute ist die Kunstschmiede Donnersbach der einzige Betrieb in Österreich und einer der wenigen in ganz Europa, der sich an diese schwierige Aufgabe heranwagt. Melbourne (Australien), Kalkutta und Mumbai (Indien), Kasachstan, Peru, Costa Rica – ja sogar bis Texas wurden die schweren Teile geliefert. „Auf allen Kontinenten versetzen unsere Klöppel Kirchenglocken in Schwingung. Nur in der Antarktis noch nicht“, scherzt der Junior-Meister und erklärt uns, dass das eigentliche Hauptgeschäft der Schmiede ganz andere Anfertigungen sind: „Neben der Herstellung von Geländern, Gittern, Toren und zahlreichen Accessoires für Wohnraum, Haus und Garten sind wir zum Beispiel auch Meister in der Reparatur von Werkzeugen – fast egal wie groß“, schmunzelt Michael und zeigt uns einen Baggermeißel mit einem Durchmesser von
120 mm, der zum Spitzen abgegeben wurde. „Mit der Zeit wird auch das beste Werkzeug stumpf“, sagt er und ergänzt, dass das Spitzen des schweren Werkzeugs kein Problem darstelle. Seit ihr Späneschneider für Zunderholz auf „Servus am Marktplatz“ zur erwerben ist, ist auch dieses praktische Produkt zum Dauerseller geworden und in zahlreichen Haushalten unserer Region zu entdecken. Mit dem Fokus auf Qualität und Kreativität hat die Kunstschmiede Donnersbach ihre eigene Nische gefunden. Nach seinem Vater trägt nun auch Michael dazu bei, das kulturelle Erbe des Schmiedehandwerks lebendig zu halten und weiterzuentwickeln. Der Kunstschmied kann sich auf eine Kundschaft freuen, die Qualität und Authentizität schätzt und bereit ist, in langlebige und ästhetisch ansprechende Anfertigungen zu investieren.