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Mineral-, Heil- und Thermalwasser

Wasser von ursprünglicher Reinheit und mit einem hohen Mineralstoffgehalt wird als Mineralwasser bezeichnet. Hat es überdies nachweislich medizinische Wirkung, spricht man von Heilwasser, das ab einer bestimmten Quellaustrittstemperatur auch als Thermalwasser bezeichnet wird.

Mineral-, Heil- und Thermalwasser Foto: PhotoBetulo – stock.adobe.com

Mit den wertvollen Inhaltsstoffen angereichert wird das kostbare Nass auf seinem Weg ins Erdinnere. Niederschlag fällt zu Boden und versickert. Auf seinem Weg durch die verschiedenen Erd- und Gesteinsschichten werden Mineralstoffe herausgelöst. Je langsamer das Wasser versickert, desto mehr Mineralstoffe nimmt es auf. Ein weiterer Faktor ist die Lösbarkeit des Gesteins. Entscheidend ist außerdem die Temperatur des Wassers. Wärmeres Wasser kann mehr Mineralstoffe aufnehmen als kälteres.

Schon in der frühesten Geschichte waren unterschiedliche Wässer aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften – Geruch, Geschmack, Wirkung etc. – bekannt. Im Volksmund entstanden für besondere Quellen Bezeichnungen wie „Bitterwasser“, „Schwefelquelle“ oder „Giftbründl“. Heute werden diese Wässer nicht nur als Trinkwasser, sondern auch für therapeutische Anwendungen und im Wellnessbereich genutzt.

Bedingt durch den komplexen geologischen Aufbau kann man in Österreich auf relativ engem Raum unterschiedlichste Mineral- und Heilwässer finden. Die einzelnen Landschaften haben unterschiedliche geologische Geschichten und einen heterogenen Gesteinsaufbau, der sich in den jeweiligen Mineral- und Heilwässern widerspiegelt.

Wasser aus Quellen, die in einem sogenannten Haselgebirge, das sich durch Salz und Gips führende Schichten auszeichnet, entspringen, tritt beispielsweise als Sole zutage. Solequellen gibt es etwa im steirischen und oberösterreichischen Salzkammergut. Seit über tausend Jahren wird aus Sole in Sudpfannen Salz extrahiert, außerdem findet sie bei der Behandlung von Atemwegserkrankungen Anwendung.

Ein weiteres Beispiel: An geologischen Bruchstörungen können durch aus dem Untergrund aufsteigendes Kohlendioxid sogenannte Säuerlinge, kohlendioxidreiche Mineralwässer, entstehen. Diese sind v. a. im südöstlichen Teil unseres Landes anzutreffen. Bei ihrer Entstehung spielte auch der – geologisch gesehen – junge Vulkanismus aus dem Neogen eine wichtige Rolle. Oft kommen diese Wässer mit einer Temperatur von 20 Grad oder mehr aus der Erde und gelten dann als Thermalwässer.

Steine lügen nicht, haben eine komplizierte Sprache und sind deshalb recht schwer zu befragen. Leichter wird’s mit einem Dolmetscher, der „Steinisch“ spricht.

Mag. Wolfgang Riedl

Dolmetscher für Geologie
8913 Weng im Gesäuse 92

https://www.steinundzeit.at
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